Montag, Oktober 30, 2006

augenliderinnenseitenwelten.

der himmel bewegt sich, flüstert etienne. der fernseher in der anderen ecke des zimmers flimmert unruhig und wirft verzerrte schatten an die decke. die musikanlage summt leise ein wenig coldplay in den abendraum. draußen schmiegt sich der regen an die häuserwände und unser zimmer liegt im gänsehautfieber. etienne sagt, musik ist manchmal wie eine warme decke ist und manchmal wie ein kinderspielplatz im winter. er zwinkert in mein gesicht und streicht sich eine strähne von der stirn. sein atem ist vetraut, warm und weich im halblicht und ich denke daran, wie es war, bevor wir uns kannten und und uns so nah zueinander dachten.
musik ist manchmal wie eine haut, die sich duftend anfühlt und sehnsüchtig und auf der erinnerungen und momente festwachsen. wie ein nach hause kommen.

Dienstag, Oktober 17, 2006

kommunikationsdesign in dessau, fashionart in prag, kellerkonzerte in leipzig und der (vielleicht) letzte herbst in berlin



ok, es geht los: mein bewerbungsmarathon für die grafikuni in dessau! ich habe ungefähr 6 monate zeit, um eine mappe mit kreativen arbeiten aller art hinzuschicken. wenn ich ausgewählt werde, gehts im juni zur eignungsprüfung und, wenn gott will, dann im hochsommer wieder zurück nach leipzig.

die ganze veränderungen in den letzten monaten seit freakstock haben mich echt geprägt. ich bin oft unterwegs und es vergeht fast kein wochenende, an dem ich nicht in irgendeiner stadt bin, um freunde zu besuchen und eben auf der reise zu sein in vielerlei hinsicht. ich fange an, alte freundschaften in leipzig wieder aufleben und neue entstehen zu lassen. ich fange an, eine andere art von freiheit zu leben, die mir gut tut und die mich nach hause kommen lässt.

ich habe in prag einige designstudenten kennengelernt, die einen kleinen laden direkt in der innenstadt haben und dort gelegentlich selbst entworfene sachen verkaufen. ich habe vor, ende des jahres selbst nochmal für ein wochenende hinzufahren, um zeit mit den leuten zu haben, einige meiner arbeiten
dort auszustellen und mir inspiration zu holen für meine kunstmappe.
reisen is so ne tolle möglichkeit, voran zu kommen und diesesn einen ort, an dem man wohnt, kurzzeitig zu verlassen, um ein paar schritte vorwärts zu gehen und dann wieder zurück zukehren.

ich würde gern wieder lesungen machen. ich will das, was vor 2 jahren ein wenig angefangen hatte, zu wachsen und interessant zu werden, weitermachen, neue texte lesen, neue dinge wagen/ausprobieren. natürlich zusammen mit leuten, die bock haben auch zu lesen und ein paar sessions zu veranstalten, die besonders sind (musik, visuals, theater,...).

planen is realitv einfach. die umsetzung und der ehrgeiz sind die schwierigeren dinge. und damit habe ich noch oft meine probleme. ich hoffe, dass ich die ganzen ziele und wünsche mit gott zusammen machen kann und dass er mich in dieser hinsicht ein stück weiter führt, weiter begleitet und weiter hilft.

these are all
the words i have and need
we've met and we will meet

to dance and sing
of ridiculous heights
then come down for a while

seep back into my life

(foto: hauptbahnhof leipzig, oktober 2006)

Samstag, Oktober 14, 2006

30.09.2006: polarkreis18 in berlin


irgendwo am hackeschen markt liegt der mudd-club, in einer ruhigen straße mit bäumen, schönen häuserfassaden und kleinen cafés, die nach urlaub aussehen: rotes licht, verschnörkelte stühle, swing-musik. am eingang hat sich eine bunte menschenmenge versammelt, es wird laut gelacht, bier getrunken, geraucht. die mädchen in ihren engen jeans und brauen seitenscheiteln lächeln und reden viel. es ist polarkreis-abend und es liegt etwas in der luft, etwas großartiges, beinahe vollkommenes. im kellergewölbe riecht es alt und zeitlos, zwischen den rauchschwaden gibt es getuschel und bierpfützen, irgendjemand probiert an der bühnenbeleutung rum, aus den lautsprechern: you don't love me but i love you von den kooks und dazu das lächeln des barmannes gratis dazu.

felix singt somedays, sundays, die nacht ist regenlos und weit, denke ich.
und dann noch: musik ist die atempause vor einem sommergewitter am hinterhofhimmel...

Donnerstag, Oktober 05, 2006

...und hinter mir wächst der Himmel aus den Dachgiebeln.


Vor Abenden mit Leander allein habe ich Angst, weil ich Angst davor habe, dass sich etwas verändert. Wir hören Piazzollas Oblivion, ich kann nicht anders, als dazu meine Arme zu bewegen, ich kann nicht anders, als aufzugeben, dies ist meine Musik vom Weinen, das außerhalb des Körpers geschieht, anderswo. Wie ich Piazzolla für Tristeza, separacion liebe, weiß nur Leander, die Sirenenvioline im Hintergrund, die meine Nackenwirbel erklimmt. Die Musik macht das Nichtreden einfach, sie löst die Worte auf, dass da, wo eben noch welche waren, nur Farben bleiben und die Erinnerung an einen Versuch, sich auszudrücken, an einen kleinen, heiteren Krampf. Pizzicato in Los sueños und ich bin zu allem bereit und weiß von nichts. Man darf Piazzolla niemals abrupt abstellen, sonst ist man augenblicklich allein und nackt...

...Leander schläft, als ich mich neben ihn lege. In sein Schlafgesicht hat sich ein Warten festgewoben. Die Falten um die Augenwinkel sind ein Strahlenkranz. Eine Heizung tickt. Ich könnte neben Leander sitzen bleiben und warten, bis ich nicht mehr anders kann als ihn zu wecken. Ich könnte noch einmal alles sagen, was zwischen uns schon gesagt worden ist. Ich könnte versuchen, auch das zu sagen, was ich ausgelassen habe.
Leanders Zehen sind kleine Eisberge. Bis zur ersten Sonne sind es noch zwei Schachteln Zigaretten und vier Mal Piazzolla im Repeat.


(Text: Susanne Heinrich, Foto: Nico Herzog)